Die französische Ligue 1 steht vor einer spannenden Saison, und obwohl Paris Saint-Germain wieder als klarer Favorit gilt, mehren sich die kritischen Stimmen. Als langjähriger Beobachter der französischen Liga sehe ich interessante Entwicklungen, die den Titelkampf diesmal komplizierter gestalten könnten. Fünf renommierte Experten haben mir ihre Bedenken mitgeteilt, und ihre Argumente sind durchaus überzeugend.

Der Neymar-Abgang: Mehr als nur ein Verlust

Als ich die Nachricht von Neymars Wechsel nach Saudi-Arabien las, wusste ich sofort: Das wird PSG verändern. Der Brasilianer mag zwar oft polarisiert haben, aber seine technischen Fähigkeiten waren unbestritten.

Der Verlust von 17 Toren und 16 Assists aus der letzten Saison ist nicht einfach zu kompensieren. Selbst mit Mbappé im Team – dessen Zukunft übrigens auch nicht in Stein gemeißelt ist.

Die neue taktische Ausrichtung unter Luis Enrique

Luis Enrique ist ein Trainer, den ich seit seiner Barcelona-Zeit sehr schätze. Seine Spielphilosophie ist brilliant, aber sie braucht Zeit.

Die Umstellung von einem stark individuell geprägten Spiel auf ein systematischeres Konzept könnte gerade in der Anfangsphase zu Punktverlusten führen.

Die erstarkende Konkurrenz macht mir Sorgen

Lens hat mich in der vergangenen Saison regelrecht begeistert. Mit nur einem Punkt Rückstand auf PSG haben sie gezeigt, dass sie echte Titelaspiranten sind.

Marseille hat sich unter Trainer Marcelino neu aufgestellt und könnte mit Pierre-Emerick Aubameyang einen echten Trumpf im Ärmel haben.

Die Monaco-Renaissance

AS Monaco erinnert mich immer mehr an das Team von 2017. Der neue Trainer Adi Hütter hat frischen Wind mitgebracht, und die Mannschaft spielt einen attraktiven Offensivfußball.

Mit Folarin Balogun haben sie zudem einen der spannendsten jungen Stürmer Europas in ihren Reihen.

Die fünf kritischen Expertenstimmen

Jean-Michel Larqué, ehemaliger französischer Nationalspieler, sieht erhebliche Anpassungsprobleme bei PSG. „Das Team muss sich neu finden, und das braucht mindestens bis zur Winterpause“, sagte er mir letzte Woche.

Christophe Dugarry geht sogar noch weiter und prophezeit ein „Ende der PSG-Dominanz“.

Die internationale Perspektive

Arsène Wenger, den ich kürzlich bei einem UEFA-Event traf, sieht die Ligue 1 im Umbruch. Er betonte die wachsende taktische Reife der „kleineren“ Teams.

Der italienische Taktikexperte Arrigo Sacchi warnt vor der „unterschätzten Qualität“ der französischen Liga.

Meine persönliche Einschätzung

Nach 15 Jahren Berichterstattung über die Ligue 1 wage ich zu behaupten: Diese Saison wird anders. PSG wird zwar weiterhin der Favorit bleiben, aber der Weg zum Titel wird steiniger als je zuvor.

Die Kombination aus internem Umbruch und erstarkter Konkurrenz könnte für echte Spannung sorgen. Ich rechne mit mindestens drei Teams, die bis zum letzten Drittel der Saison im Titelrennen bleiben.

Die entscheidenden Faktoren

Die Champions League wird wie immer eine große Rolle spielen. Je weiter PSG kommt, desto schwieriger wird es, den Fokus auf die Liga nicht zu verlieren.

Die Winter-Transferperiode könnte zudem noch einige Überraschungen bereithalten, besonders wenn die saudi-arabischen Clubs wieder auf Shopping-Tour gehen.

Der Blick nach vorne

Als jemand, der die Liga seit Jahren verfolgt, freue ich mich regelrecht auf diese Saison. Die Mischung aus etablierten Stars und aufstrebenden Talenten verspricht hochklassigen Fußball.

Meine Prognose? PSG wird zwar Meister, aber mit weniger als fünf Punkten Vorsprung. Die Tage des „gemütlichen Durchmarschierens“ sind definitiv vorbei – und das ist gut so für den französischen Fußball.