Die Geschichte des deutschen Fußballs ist geprägt von Spielern, die mehr als nur eine Position beherrschen konnten. Als langjähriger Beobachter der Bundesliga fasziniert mich besonders die Vielseitigkeit einiger Ausnahmekönner, die das Spiel nachhaltig geprägt haben. Von der Nachkriegszeit bis heute gab es immer wieder Allrounder, die durch ihre Flexibilität Geschichte geschrieben haben.

Franz Beckenbauer – Der Kaiser aller Positionen

Wenn ich an vielseitige Fußballer denke, kommt mir als erstes Franz Beckenbauer in den Sinn. Der Kaiser begann seine Karriere als Außenstürmer, wurde zum genialen Libero und konnte praktisch überall spielen.

Seine elegante Spielweise und überragende Technik machten ihn zum Prototyp des modernen Verteidigers. Besonders beeindruckend fand ich immer, wie er das Spiel von hinten aufbaute und gleichzeitig torgefährlich war.

Lothar Matthäus – Der Box-to-Box-Alleskönner

Matthäus war der kompletteste Mittelfeldspieler, den wir je hatten. Als junger Fan der 80er Jahre habe ich seine Entwicklung vom dynamischen Box-to-Box-Spieler zum strategischen Libero hautnah miterlebt.

Seine Vielseitigkeit zeigte sich besonders in der Fähigkeit, sowohl defensiv als auch offensiv Spiele zu entscheiden. Manchmal musste ich schmunzeln, wenn er wieder mal von der Sechs bis in den gegnerischen Strafraum sprintete – und das noch mit 35!

Die moderne Generation der Allrounder

Joshua Kimmich ist für mich der legitime Erbe dieser Tradition. Seine Entwicklung vom Rechtsverteidiger zum Mittelfeldstrategen war beeindruckend zu beobachten.

Was mich an Kimmich besonders begeistert, ist seine taktische Intelligenz. Er versteht das Spiel wie kaum ein anderer seiner Generation.

Philipp Lahm – Der stille Taktikfuchs

Lahm war für mich immer der unterschätzte Star. Als Außenverteidiger auf beiden Seiten weltklasse, entwickelte er sich unter Pep Guardiola sogar zum genialen Sechser.

Ich erinnere mich noch gut an die Diskussionen, als Guardiola ihn ins Mittelfeld zog – viele waren skeptisch, aber Lahm bewies einmal mehr seine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit.

Die vergessenen Allrounder

Paul Breitner ist so einer, den viele vergessen. Vom Linksverteidiger zum Mittelfeldmotor – seine Wandlung war revolutionär für die damalige Zeit.

Auch Wolfgang Overath konnte praktisch überall im Mittelfeld spielen. Seine Technik und Übersicht waren seiner Zeit weit voraus.

Die neue Welle der Positionsunabhängigkeit

Leon Goretzka verkörpert für mich den modernen Typ des vielseitigen Spielers. Seine Fähigkeit, sowohl als Achter als auch als Zehner zu glänzen, macht ihn unberechenbar.

Kai Havertz ist ein weiteres Beispiel für die neue Generation. Ob als falscher Neuner, Zehner oder Außenstürmer – seine Positionsflexibilität ist beeindruckend.

Was macht einen vielseitigen Spieler aus?

Aus meiner Erfahrung sind es drei Kernkompetenzen: taktisches Verständnis, technische Fertigkeiten und mentale Flexibilität. Die größten Allrounder vereinen diese Eigenschaften perfekt.

Interessant finde ich, dass viele dieser Spieler auch als Führungspersönlichkeiten herausragen. Vielleicht liegt es daran, dass sie das Spiel in seiner Gesamtheit besser verstehen.

Meine persönliche Top 3 der Vielseitigsten

1. Franz Beckenbauer – Der ultimative Allrounder
2. Lothar Matthäus – Der kompletteste Mittelfeldspieler
3. Philipp Lahm – Der taktische Perfektionist

Diese Rangliste ist natürlich subjektiv, aber nach 25 Jahren als leidenschaftlicher Fußballbeobachter wage ich diese Einschätzung.

Ein Blick in die Zukunft

Die Entwicklung geht eindeutig in Richtung noch größerer Vielseitigkeit. Moderne Taktiken erfordern flexible Spieler, die sich verschiedenen Systemen anpassen können.

Junge Talente wie Florian Wirtz zeigen bereits, dass die deutsche Tradition der vielseitigen Spieler weiterlebt. Ich bin gespannt, welche Allrounder uns in den nächsten Jahren noch überraschen werden.

Wenn ich auf die Geschichte der deutschen Allrounder zurückblicke, macht mich das optimistisch für die Zukunft. Die Fähigkeit, sich anzupassen und verschiedene Positionen zu beherrschen, war schon immer eine Stärke des deutschen Fußballs – und wird es auch bleiben. Diese Spieler sind es, die unserem Fußball seine besondere Note geben und ihn so erfolgreich machen.